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Sonnenbaden ohne Reue

Freitag, den 19. März 2004 um 16:00 Uhr

Fast jeder hat den Frühling herbeigesehnt und freut sich auf den Sommer, um ein wenig die Sonne genießen zu können. In der Tat übt Sonnenstrahlung zahlreiche positive Effekte aus, sie regt z.B. die Produktion von Vitamin D an und wirkt sich auf die Stimmungslage positiv aus. Es ist daher nachvollziehbar, dass sich die meisten von uns gerne der Sonne aussetzen. Dabei wird aber oft vergessen, dass der ultraviolette (UV) Anteil der Sonnenstrahlung auch die Haut schädigen kann.

Welche Schäden kann Sonnen- bzw. UV-Strahlung an der Haut hervorrufen?

Man unterscheidet akute und Langzeitschäden. Das klassische Beispiel einer akuten Schädigung ist der Sonnenbrand, der mit einer Verbrennung zu vergleichen ist. Die Rötung der bestrahlten Haut, das typische Symptom eines Sonnenbrandes, tritt nach etwa 6 Stunden auf und erreicht ihren Höhepunkt nach ca. 12 Stunden. Bei schweren Sonnenbränden ist die Entstehung von Blasen zu beobachten. Die Entzündung der Haut im Rahmen eines Sonnenbrandes, die innerhalb der nächsten Tage auch ohne Behandlung abklingt, ist an sich ein Warnsignal, das einen veranlassen sollte, den Schatten aufzusuchen. Neben der Entzündungsreaktion verursacht UV-Strahlung aber auch Schäden in der Erbsubstanz (DNA). Die überwiegende Mehrzahl dieser DNA-Schäden wird durch ein Reparatursystem entfernt. Allerdings ist dieses bei exzessiver UV-Bestrahlung überfordert, sodass nicht alle DNA-Schäden entfernt werden. Diese verbleibenden DNA-Schäden sind die Basis für die spätere Entwicklung von Hautkrebs. Ein Sonnenbrand ist daher immer ein Ausdruck einer Überbelastung der Haut und sollte daher in jedem Falle vermieden werden.
Bei chronischer UV-Bestrahlung häufen sich daher diese DNA-Schäden an, sodass das Risiko für Hautkrebs mit der Gesamt-UV-Belastung im Laufe eines Lebens sehr streng korreliert. Es sind daher vor allem Personen betroffen, die sich viel im Freien ohne konsequenten Sonnenschutz aufhalten. Hautkrebs nimmt dramatisch an Häufigkeit zu, besonderen Anlass zur Sorge gibt die Tatsache, dass immer jüngere Personen davon betroffen sind. Zusätzlich schädigt chronische Sonnenbestrahlung das Bindegewebe, die Haut wird faltig, ungleich pigmentiert. Dieser als vorzeitige Hautalterung bezeichnete Prozess wird leider zunehmend bei jüngeren Personen beobachtet.

Wer muss sich besonders gut vor der Sonne schützen?

Im Prinzip sollte sich jeder vor zu massiver Sonnenbestrahlung schützen. Besonders gefährdet sind Personen mit hellem Hauttyp, die nicht bzw. nur gering pigmentieren und somit keinen Eigenschutz aufbauen können. Kinder sollten besonders geschützt werden, da akute Sonnenbrände in diesem Lebensalter das Risiko für späteren Hautkrebs deutlich erhöhen.

Wie stark sollten Sonnenschutzcremes sein?

Man sollte eher hohe Sonnenschutzfaktoren einsetzen, da im praktischen Alltag die Sonneschutzcremes dünner aufgetragen werden als unter Testbedingungen. Für die Anfangsphase sollten daher keine Faktoren unter 30 verwendet werden. Sonnenschutzcremes sollten neben einem UVB- auch einen UVA-Filter enthalten.

Wie sollten Sonnenschutzcremes verwendet werden?

  • Zumindest eine halbe Stunde vor Sonnenexposition auftragen!
  • Nicht zu dünn auftragen!
  • Gleichmäßig auftragen!
  • Einzelne Körperpartien nicht vergessen (Ohren, Nacken)!
  • Nach einigen Stunden nachcremen!

Sonnneschutzcremes alleine sind nicht alles!

Auch wenn heute sehr wirksame Sonnenschutzcremes zur Verfügung stehen, sollte man nicht davon ausgehen, dass diese Präparate einen 100%-igen Schutz bieten. Bester Schutz vor der Sonne ist noch immer vernünftiges Verhalten (Meiden von Sonnenbädern in der Mittagszeit, langsame wohldosierte Sonnenexposition in der Anfangsphase, etc.). Auch textiler Sonnenschutz ist heutzutage ein wesentlicher Bestandteil dieses Verhaltens. Kopfbedeckung und T-Shirt sind wirksamer als die stärksten Sonnenschutzcremes. Textiler Sonnenschutz ist vor allem bei Kindern extrem wichtig!

Ist eine Vorbräunung im Solarium zu empfehlen?

Von einer Vorbräunung im Solarium ist abzuraten. Es stehen heute so wirksame Maßnahmen zur Verfügung, dass auch im Urlaub eine wohldosierte Gewöhnung an die Sonne möglich ist, ohne einen Sonnbrand zu bekommen. Es besteht daher keine Notwendigkeit für Vorbräunungen. Man erhöht damit lediglich unnötig die UV-Belastung der Haut im Laufe seines Lebens.

Wie erkennt man Hautkrebs im Frühstadium?

Hautkrebs und seine Vorstufen (s.g. aktinische Keratosen) können sehr vielfältig aussehen und sind daher vom Laien nicht leicht zu erkennen. Erste Kennzeichen sind raue Stellen im Bereich der chronisch UV-exponierten Hautareale, die sich nicht von alleine zurückbilden. Bei Vorliegen solcher Veränderungen sollte der Hautarzt aufgesucht werden. Ein Besuch beim Hautarzt ist unbedingt anzuraten, wenn sich dunkel pigmentierte Stellen entwickeln bzw. sich Muttermale (Leberflecken) verändern. Dies können erste Anzeichen der Entstehung eines malignen Melanoms (schwarzer Hautkrebs), einer der bösartigsten Tumoren, sein.

Wie wird Hautkrebs behandelt?

In den meisten Fällen werden die Tumoren chirurgisch entfernt. Dies gilt insbesondere für das maligne Melanom. Bei den anderen Hauttumoren vor allem bei den Vorstufen kann oft das Operieren vermieden werden. Hier bieten sich Lokalbehandlungen mit Cremes und Bestrahlungstherapien mit Licht (photodynamische Therapie) an. Gerade letzteres Verfahren ist ein sehr elegantes und empfehlenswertes, da damit große Hautflächen und auch noch nicht sichtbare Veränderungen mitbehandelt werden können.

Prof. Dr. med. Thomas Schwarz
Direktor der Hautklinik
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Schittenhelmstrasse 7
24105 Kiel

 

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